Menschen und ihre Leistungen- Impulse für unsere Zukunft:

Im Gespräch mit Eva Roubal zu den Themen „Klimaschutz, Energie, Katastrophenvorsorge“

Eva Roubal
Eva Roubal Studentin des Bauingenieurwesens an der TU Wien

„Falls Du glaubst, dass Du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche mal zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist“ sagte Dalai Lama. Müssen wir überhaupt noch weiter reden? Sagt das nicht alles über Bemühungen von Einzelpersonen? Zu diesem und vielen anderen Themen.

Dem Planeten Erde sind wir Menschen egal. Wenn wir so weiter machen wie bisher, werden wir uns irgendwann selbst vernichten und nicht den Planeten. Allein aus Selbstschutz darf uns also nicht egal sein, wie wir mit unserer Umwelt umgehen. Die Welt, in der wir jetzt leben, gibt es nur einmal. Lösungen zum Klimaschutz muss es also geben.

Als Studentin des Bauingenieurwesens lernt man, menschliche Bedürfnisse im Zusammenhang mit seiner Umwelt umzusetzen und das in sehr vielfältiger Weise. Wir Bauingenieur_innen sind daher in einer sehr entscheidenden und verantwortungsvollen Rolle. Wir müssen den Menschen ein allgemeines Verständnis für Maßnahmen aus Sicht von Technik, Naturwissenschaft und wirtschaftlichen Gesichtspunkten näherbringen. Wir dürfen der Bevölkerung auch kein falsches Sicherheitsgefühl suggerieren, so als ob wir technisch alles lösen könnten.

Viele Herausforderungen wie technische Gebäudeausrüstung, Hochwasserschutz, Steinschlagschutz im Gebirge oder etwa auch Lawinenschutzeinrichtungen sind nur im Zusammenwirken mit weiteren Maßnahmen sinnvoll zu planen und einzusetzen. Erst wenn die Menschen als Nutzer die Wirkungsweisen verstehen, werden die positiven Wirkungen wie geplant eintreten können.

Wir Bauingenieur_innen müssen auch immer das große Ganze im Blick haben. Der beste Hochwasserschutz an der Donau kann zwar viele Gebiete bei uns vor Überschwemmungen schützen, dass wir aber mit unseren Maßnahmen große Flächen von Serbien, Rumänien oder Bulgarien überfluten, muss uns immer bewusst sein. Bei solchen Vorhaben haben wir die Verantwortung, uns auch über Auswirkungen Gedanken zu machen, die uns nicht unmittelbar persönlich betreffen. Mit dem Verständnis für gewisse Zusammenhänge in der Bevölkerung können wir viel erreichen.

Als aktives Mitglied des Alpenvereins ist Katastrophen- und Klimaschutz ein präsentes Thema. Darüber wird auch sehr viel unter den jungen Menschen gesprochen, die morgen in der Welt leben müssen, die wir heute hinterlassen. Viele Junge entscheiden sehr bewusst, ob sie am Bauernmarkt oder im Supermarkt einkaufen, ob sie mit dem Rad oder mit dem Auto zur Arbeit fahren. Ein Kollege hat immer den Radhelm in Besprechungen mit. Dieses Zeichen regt automatisch zum Nachdenken über das eigene Verhalten an.

Der heutige Öffentliche Verkehr am Land lässt noch immer viele Fragen offen, auch wenn es große Bemühungen zur Attraktivierung wie beispielsweise das 1-2-3-Klimaticket gibt. Wenn man bis vor Kurzem ein gesamtes Monatsgehalt pro Jahr investieren musste, um mit dem Zug in die Arbeit fahren zu können, muss einem die Überzeugung schon teuer gewesen sein. Natürlich darf man beim Kostenvergleich zwischen Öffentlichem Verkehr und Individualverkehr nicht nur die Ticket- und Spritkosten gegenüberstellen. Auch sollte man die Anschaffungs- und Versicherungskosten berücksichtigen, allerdings darf man ebenso die Wartezeiten oder Wegzeiten bei multimodalem Verkehr nicht außer Acht lassen. Es wird wohl neue Formen des Öffentlichen Verkehrs brauchen, um alle Regionen künftig klima- und benutzerfreundlich zu erschließen.

Die Politik kann noch viel zur Entwicklung der Klimafreundlichkeit im Alltag der Bevölkerung beitragen. Da sehe ich noch viel Potenzial und Luft nach oben. Die Politik bleibt weit unter ihren Möglichkeiten, auch wenn die Ansätze stimmen.

Wie können wir andere Länder und Kontinente überzeugen, beim Klimaschutz mitzumachen? Ganz einfach, indem wir regional produzieren und konsumieren. Dann spüren sie den Wandel ökonomisch, das ist unser größter Hebel. Uns muss Regionalität bewusst etwas Wert sein, vieles wird teurer werden. Ich denke aber, dass die Bevölkerung das verstehen wird, wenn man die Zusammenhänge nur gut, offen und ehrlich erklärt. Es geht viel um Werbung und Kommunikation, in jede Richtung. Das Wichtigste ist die Bewusstseinsbildung.

OIAViG_Loggia

Die Energiequelle der Zukunft muss definitiv erneuerbar und gut in unseren Alltag integrierbar sein. Durchsichtige Photovoltaik-Paneele integriert im Fenster sind ein Beispiel für kommende Entwicklungen. Vielleicht müssen wir aber nichts neu erfinden, sondern einfach nur bestehende Technik neu miteinander kombinieren. Definitiv aber sollten wir uns über Energievermeidung Gedanken machen. Ich habe etwa einige Gemüse-Pflanzen auf meiner Loggia gepflanzt, die gleichzeitig Schatten spenden, CO2 reduzieren und auch noch hervorragend schmecken. Solche Kleinigkeiten sparen Herstellungskosten, Transportwege, Verpackungsmaterial und Energie und machen noch dazu Freude.

Aufklärungsarbeit und kleine Verbesserungen im Alltag sind der Weg zu einer grüneren Umwelt, den die Politik weisen muss.

Beginnen wir, mit der Welt zu bauen, anstatt sie beherrschen zu wollen.