Fachgruppe Technische Gebäudeausrüstung
Auf Initiative von Präsident H. Brandl wurde 2014 im ÖIAV-Verwaltungsrat die Gründung einer neuen Fachgruppe, nämlich „Technische Gebäudeausrüstung“, beschlossen. Als Vorsitzender der Fachgruppe bringt der gebürtige Oberösterreicher Dipl.-Ing. Christian Steininger, Vasko+Partner Ingenieure, reichlich Erfahrung mit: Ausgebildet an der HTL Pinkafeld und an der TU Wien ist der Gebäude- und Verfahrenstechniker seit Beginn der 80er-Jahre im Bereich Gebäudetechnik in unterschiedlichsten Funktionen und Gebieten tätig.
Mit Beginn 2000 wurde von Dipl.-Ing. Steininger der Bereich Gebäudetechnik bei Vasko+Partner Ingenieure aufgebaut und geleitet. Durch die interdisziplinäre Ausrichtung von Vasko+Partner Ingenieure hat Dipl.-Ing. Steininger umfangreiche Erfahrung sowohl im komplexen Bereich der gesamten Gebäudetechnik als auch in Gewerke übergreifenden und Gesamtprojekte betreffenden Aufgaben.
Als Vorsitzender der neuen Fachgruppe tritt Dipl.-Ing. Steininger für einen interdisziplinären Ansatz und eine Gesamtbetrachtung von Systemen, eine Verbesserung der Energieeffizienz aller Anlagen – wobei insbesondere auch die Anlagen und Komponenten „im Inneren“ eines Gebäudes zu betrachten sind – und die Etablierung einer fundierten wissenschaftlichen Ausbildung „Technische Gebäudeausrüstung – Versorgungstechnik“ ein.
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Technische Gebäudeausrüstung- Bedeutung, Ausbildung und Bedarf
Der Anteil der technischen Gebäudeausrüstung an den Gesamtkosten eines Bauwerkes beträgt je nach Komplexität zwischen 20 % und 45 %. Die technische Gebäudeausrüstung ist zudem verantwortlich für einen erheblichen Beitrag des Jahresenergieverbrauches von Gebäuden und damit für den Ausstoß von Treibhausgasen.
Während in Bezug auf die Bereitstellung von Energie (Biomasse, solare Stromerzeugung etc.) sowie auf die Effizienzsteigerung von Komponenten wie z. B. Wärmepumpen und Heizkessel und hinsichtlich der Gebäudehülle relativ viele Aktivitäten stattfinden, werden die gesamten Anlagen „im Inneren“ eines Gebäudes sowohl in der Ausbildung als auch im öffentlichen Bewusstsein völlig unzureichend behandelt. Dies ist umso beachtenswerter, da diese Anlagen und Systeme für den Verbrauch und die Effizienz von Hochbauten entscheidend und über Jahrzehnte wirksam sind.
Energiewende
Energiesparen ist schon seit der Energiekrise Anfang der 70er- Jahre ein Thema. Bereits damals erkannte man, dass der hohe Energieverbrauch von Gebäuden mit einer guten Wärmedämmung bzw. mit einer guten Gebäudehülle deutlich reduziert werden kann. In den letzten Jahren zeigte sich aber immer mehr, dass auch die Gebäudetechnik einen wesentlichen Beitrag an energieeffiziente Gebäude liefern kann, dies vor allem, wenn der Fokus nicht mehr nur auf einem tiefen Energieverbrauch liegt, sondern auch auf der Reduktion der CO2-Emissionen.
Nur mit Energiesparen lässt sich dieses Ziel kaum erreichen.
„Themen wie Nachhaltigkeit, Primärenergie- und Ressourcenverbrauch sowie die eingemahnte Steigerung der Effizienz von Anlagen erfordern entsprechend aus- gebildete Gebäudetechniker/innen.“
Das Gebäude ist zukünftig nicht mehr nur Energieverbraucher, sondern wird auch Energie produzieren, speichern und ins allgemeine Stromnetz einspeisen, was wiederum eine große Herausforderung für die Netze bedeutet. Dabei werden u. a. Photovoltaik-Anlagen eine zentrale Rolle spielen – die Erzeugung von Energie wird vermehrt dezentral erfolgen.
Aber auch die Systemgrenzen werden erweitert: War früher der Heizwärmebedarf der Maßstab für den Energieverbrauch, ist es heute immer mehr der Gesamtenergiebedarf bestehend aus dem Betriebsenergiebedarf (Heizen, Kühlen, Geräte, Beleuchtung etc.), dem Energiebedarf für die Erstellung des Gebäudes („graue Energie“) und dem Energiebedarf für die durch den Gebäudestandort verursachte Mobilität.
Gebäudetechnik – eine zukünftige Schlüsseldisziplin
Themen wie Nachhaltigkeit, Primärenergie- und Ressourcen- verbrauch sowie die eingemahnte Steigerung der Effizienz von Anlagen erfordern daher entsprechend ausgebildete Gebäudetechniker/innen.
Firmen für Planung und Bau von Anlagen der technischen Gebäudeausrüstung und im Bereich Gebäude- und Infrastrukturmanagement haben europaweit steigenden Bedarf an Techniker/ innen.
Innovative Bauherrschaften bauen einzelne Gebäude mit besonders optimierten Konzepten bzw. Gebäude, die mehr Energie produzieren, als sie selber brauchen. Auch werden ganze Areale realisiert, welche den umfassenden Aspekten der Nachhaltigkeit gerecht werden, indem sie hohe Anforderungen in den Bereichen Gesellschaft, Ökologie sowie Wirtschaftlichkeit erfüllen. Auf europäischer und nationaler Ebene ist festgelegt, dass Neubauten schon in wenigen Jahren (ab 2020) zwingend so genannte Nearly Zero Energy Buildings (NZEB) sein müssen – Gebäude, die in der Jahresbilanz fast keine Energie mehr brauchen.
„Die gesamten Anlagen ,im Inneren‘ eines Gebäudes werden sowohl in der Ausbildung als auch im öffentlichen Bewusstsein völlig unzureichend behandelt.“
Etablierung einer universitären Ausbildung „Technische Gebäudeausrüstung – Versorgungstechnik“
Die Konzeption und Planung von gebäudetechnischen Anlagen wird in Österreich zu einem überwiegenden Anteil von Technischen Büros durchgeführt, wobei im Allgemeinen HTL-Ingenieure tätig sind. Weiterführende wissenschaftliche Ausbildungen auf universitärer Basis (Bachelor und Master) für den Bereich Technische Gebäudeausrüstung und Versorgungstechnik als Basis für wissenschaftliche Tätigkeiten sowie Forschung und Innovation werden in Österreich – im Gegensatz zu anderen europäischen Ländern (z. B. Deutschland) – nicht angeboten. Lediglich im Bereich der Konzeption von Anlagen gab es in den vergangenen Jahren vereinzelt Aktivitäten. So wurden Masterstudienlehrgänge und Universitätslehrgänge für erneuerbare Energien eingerichtet.
Durch die Debatten betreffend Energiewende, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Lebenszykluskosten, Primärenergie- und Ressourcenverbrauch sowie die eingeforderte Steigerung der Effizienz von Anlagen und auch durch die kommenden Anforderungen der EU (z. B. Energieeffizienz-Richtlinie) gewinnen Themen im Zusammenhang mit der technischen Gebäudeausrüstung immer mehr an Bedeutung.
Eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung liefert die Basis für Forschung, Entwicklung, Planung und Ausführung neuer Gebäude/Gebäudekonzepte. Konzepte im Zusammenhang mit Null-Energie-Gebäude/Smart Building/Smart Cities erfordern eine interdisziplinäre Ausbildung auf wissenschaftlicher/universitärer Basis.
„Eine fundierte wissenschaftliche Ausbildung liefert die Basis für Forschung, Entwicklung, Planung und Ausführung neuer Gebäude/Gebäudekonzepte.“
Als wesentliche Forschungsgebiete sind die Energieeffizienz von Anlagen und Systemen (Interdisziplinarität, Nachhaltigkeit, Lebenszykluskosten von gebäudetechnischen Anlagen etc.) sowie die integrale Planung anzuführen.
// Gruppenleitung
Vorsitzender: Dipl.-Ing. Christian Steininger (VASKO+Partner)