Menschen und ihre Leistungen- Impulse für unsere Zukunft:

Im Gespräch mit Andrea Schipper zu den Themen „Klimaschutz, Energie, Katastrophenvorsorge“

Andrea Schipper
Andrea SchipperLeitung Objekt und Facility Management bei der Bundesimmobiliengesellschaft

©Philipp Monihart

Niemand kann sich bei diesem Thema der Verantwortung entziehen. Niemand kann sich auf fehlende Vorgaben ausreden. Wir alle können etwas tun, im Alltag, bei unseren eigenen Handlungen – wenn wir sie bewusst setzen.

Die Bewusstseinsbildung ist somit das Wichtigste. Wenn wir das Thema einmal verinnerlicht haben, ergibt sich daraus sehr vieles. Auch Kleinigkeiten haben in Summe grosse Auswirkungen.

Noch haben wir Optionen. Irgendwann werden wir keine mehr haben, wenn wir nichts tun.

Uns wird immer wieder suggeriert, was es für Verzicht bedeute, wenn … Dabei ist Verzicht meist kein Verzicht. Alles ist eine Frage des Blickwinkels. An dieser positiven Weltsicht müssen wir arbeiten. Das gilt auch für die Politik, die Rahmenbedingungen zu setzen hat.

Sie sollte vorrangig auf positive Motivation setzen, nicht auf Sanktionen.

Die positive Motivation kommt heute viel zu kurz.

Wenn ich mit dem Rad zur Arbeit fahre, quer durch Wien, dann tue ich was für mich, für meine Gesundheit, ich betreibe Sport, ich erlebe die Stadt mit neuen Gassen und Plätzen, ich erlebe die Natur in Parks, im Prater … Rad fahren bedeutet also nicht Verzicht (auf das Auto) sondern Gewinn (von Lebensqualität).

In den Ballungsräumen ist der öffentliche Verkehr meist gut ausgebaut und in kurzer Taktfrequenz verfügbar. Aber wie sieht es am Land aus? Hier brauchen wir neue Modelle, neue Angebote für die Bevölkerung, wenn wir hier wirklich einen Anreiz schaffen wollen.

Einkaufen ist ein weiteres Beispiel. Wir finden ein vollkommen übertriebenes Überangebot vor. Das hat nichts mehr mit Auswahl und Versorgung zu tun. Man muss nicht überall und jederzeit alles in 20 Varianten kaufen können. Das ist bloß weltweites Marketing unterlegt von Preisverzerrungen. Wenn alles immer verfügbar und noch dazu billig und viel beworben ist, hat man allzu leicht eine Ausrede.  Da muss man ansetzen.

Warum Produkte aus Südamerika oder Asien, wenn es sie aus Österreich oder Europa auch gibt? Wie viel Verzerrung und damit Fehlentwicklung bringen die offensichtlich viel zu billigen Transportpreise? Beim Fliegen? Im Handel?

Niemand will zum extremen Gegenteil zurück, wohl aber zu einem vernünftigen Mittelmass. Dazu können wir alle etwas beitragen, durch gezieltes Konsumverhalten. Wir müssen der permanenten Suggestion widerstehen, dass wir das alles brauchen. Auch das bedeutet nicht Verzicht.

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Natürlich braucht es auch grosse Massnahmen, wie zB neue Marktregulierungen oder Klimaschutzabkommen.  Wir können aber selber etwas ändern, wenn wir im Alltag die richtigen Impulse setzen.  Wir Erwachsene tragen Verantwortung.  Dann wirken bottom-up Initiativen.

Bei der Energie selbst muss es zuerst ums Vermeiden von Verbrauch gehen, bevor wir über Produktion reden.  Elektronische Geräte beispielsweise müssen so gestaltet werden, dass sie möglichst wenig Energie brauchen.

Die Energie, die wir benötigen, sollten wir in maximalem Ausmaß direkt oder indirekt aus der Sonne gewinnen.  Dabei geht es technologisch um Wirkungsgrad, Speicherung und Verteilung. Da ist noch viel zu lösen. Die notwendige Flexibilität bei höchster Sicherheit in der Versorgung haben wir noch nicht erreicht. Lösungen sind zu suchen.

Noch ein Beispiel aus dem eigenen Bereich. Schulbauten brauchen ihre Energie hauptsächlich in der kalten, sonnenarmen Jahreszeit und stehen im sonnenreichen Sommer oft leer. Welche Lösungen bieten sich hier an?

Viel zu tun, bevor es zu spät ist.

Wir alle, alle einzeln, sind gefordert.

Ausreden gelten nicht.

Es geht ganz positiv, wenn der Blickwinkel stimmt.