Menschen und ihre Leistungen- Impulse für unsere Zukunft:

Im Gespräch mit Alexander Stangassinger zu den Themen „Klimaschutz, Energie, Katastrophenvorsorge“

Alexander Stangassinger
Alexander StangassingerBürgermeister von Hallein

Hallein wurde 1976 und 2021 von der gleichen Katastrophe heimgesucht: Der Kothbach ist aus den Ufern getreten und hat schwere Schäden in der Stadt angerichtet. Das Hochwasserereignis 2021 war in allen Medien des Landes hoch präsent und hat eine notwendige Auseinandersetzung mit einem grundsätzlichen Thema deutlich gemacht.

Dass solche Katastrophen in ihrer Häufigkeit und Intensität ursächlich mit dem Klimawandel zusammenhängen ist uns allen klar. Dass wir Natur und Menschen nachhaltig zu schützen haben, wissen wir auch alle. Bei der Planung und Rangordnung von Maßnahmen wird es dann allerdings komplex.

Die Stadt Hallein hat gemeinsam mit dem Land Salzburg und der Wildbach- und Lawinenverbauung bereits Schutzmaßnahmen gegen solche Katastrophen wie 1976 geplant: Ein Hochwasserschutzprojekt wurde ausgearbeitet und eingereicht. Umweltverbände und Bürger_innen stellten sich gegen diese Schutzbauten und verhinderten durch Einsprüche lange Zeit die Umsetzung. 45 Jahre nach dem letzten Kothbach-Übertritt war es allerdings wieder soweit: Es kam zur zweiten Katastrophe. Der Kothbach trat aufgrund schwerer Regenfälle über die Ufer und verwüstete große Teile der historischen Altstadt. Auch wenn das Projekt bis dahin alle Instanzen erfolgreich durchlaufen konnte, war es für die Stadt zu spät. Die Mehrheit der Bürger_innen befürwortet die Maßnahmen nun umso mehr.

Welche Fragen stellen sich daraus?

  • Müssen Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen nicht viel früher und grundlegender beginnen?
  • Wie kann man solche Initiativen beginnen, steuern und finanzieren?
  • Haben wir den richtigen Weg zwischen Gemeinden, Ländern und Bund schon gefunden?
  • Sind unsere Katastrophenvorsorgemaßnahmen zeitgemäß aus Sicht von Natur und Umwelt?
  • Haben einzelne Bürger und Organisationen das moralische Recht, Maßnahmen zu verhindern?
  • Was zählt das Gemeinwohl, wissend, dass man es nie Allen Recht machen kann?
  • Passt unsere Kommunikation zu unseren Notwendigkeiten? Erreichen wir die Bürger_innen?
  • Erwarten die Bürger_innen von uns mehr Klartext, was notwendig ist?
  • Ist die Politik oft zu weit abgehoben, sodass sie die Menschen nicht mehr erreicht?

Es ist jeden Tag unsere Aufgabe, darüber nachzudenken und daran zu arbeiten, dass unsere Demokratien mit so komplexen, weltweiten Herausforderungen wie Klimaschutz und Katastrophenvorsorge besser umgehen lernen. Man hat den Eindruck, dass da derzeit einiges nicht perfekt läuft. Wenn wir den Kindern und Enkeln eine intakte Umwelt weitergeben wollen, muss in vielen Ebenen vieles geschehen.

Redet man direkt und persönlich mit den Menschen, gewinnt man den Eindruck, dass sie sehr gut verstehen und unterstützen, was es braucht. Was wir brauchen ist das richtige Verständnis, was auf welcher Ebene vom Einzelnen bis zur Weltpolitik zu lösen ist. Aus diesem Verständnis könnte man gut ableiten, wo die Entscheidungen liegen müssen und woher das Geld kommen muss. Aber dieses Verständnis herbeizuführen, abzustimmen und die Konsequenzen zu vereinbaren ist die Crux. Neue Herausforderungen bedingen neue Wege. Das ist wohl die eigentliche Herausforderung.