Innovation als Beitrag zu einer klimaneutralen Zukunft

Michael Paula (Bundesministerium für Klimaschutz)

Der Kampf gegen die Klimakrise wird weltweit zunehmend ernster genommen. Hinweise, dass ein zu später Umstieg in eine klimaverträgliche Entwicklung zu enormen Schäden führen könnte, mehren sich. Viele Auswirkungen sind bereits spürbar. Gleichzeitig wird zunehmend deutlich, dass eine globale Transformation in eine von fossiler Energie unabhängige Wirtschaftsweise einen Systemwandel notwendig macht. Ein grundlegender Umbau von (Infra-)Strukturen, der Einsatz neuer Technologie und Lösungen, aber auch die Änderung von Verhaltensweisen und Lebensstilen sind erforderlich.

Diese globale Herausforderung ist zugleich auch eine Chance. Neue Lebensgewohnheiten entwickeln sich, neue Märkte entstehen und Länder haben die Möglichkeit, innovative Lösungen und Technologien weltweit anzubieten. Auch Österreich rechnet sich hier gute Chancen aus. Mit seinen Ansätzen einer missionsorientierten Forschung, in enger Zusammenarbeit mit engagierten Unternehmen, gelang es Österreich, in bestimmten Themenfeldern zu internationaler Sichtbarkeit zu gelangen.

Michael Paula BMK
Michael Paula ist Abteilungsleiter in der Sektion Innovation des österreichischen Bundesministeriums für Klimaschutz © J. Paula

Lösungen für neue intelligente Energiesysteme, die vorwiegend mit erneuerbaren Energien gespeist werden, die flexibel sind und damit variable Angebots- und Nachfrageentwicklungen ausgleichen können und dem Verbraucher auch die Rolle als Einspeiser ermöglichen, erlauben neue Zukunftsmodelle der Energieversorgung.

Aber auch der Gebäudesektor oder Stadtteile haben großes Potential zu einer klimaneutralen Zukunft beizutragen. Die Konzentration von unterschiedlichen Verbrauchsstrukturen im städtischen Raum eröffnen interessante Möglichkeiten des Austausches von Energien (Sektorkopplung), der Anwendung von hoch- effizienten baulichen Lösungen und der Nutzung der gebauten Infrastruktur als Speicher (Bauteilaktivierung). Auf diese Weise ist es möglich, Stadtteile mit einer positiven Energiebilanz zu gestalten. Diese Ansätze werden auch von europäischen Ländern unter dem Begriff „positive energy districts“ in europaweiten Initiativen vorangetrieben. Um solche ambitionierten Lösungen im Bereich der Versorgungsinfrastruktur, der Gebäude, der Industrie und der Mobilität zu forcieren, ist eine zielgerichtete öffentliche Forschung und Entwicklung erforderlich. Darüber hinaus ist eine Unterstützung in der Phase der Innovation erforderlich. Dies gilt besonders für neue komplexe Systeme. Deshalb wurden in den letzten Jahren die für Innovation relevanten Förderinstrumente weiterentwickelt, um so Erprobungsphasen in Reallaboren, Innovationszonen oder Sandboxes mit regulatorischen Spielräumen zu ermöglichen. Neue Lösungsansätze können oft erst nach mehrjährigem Experimentieren unter realen Bedingungen und mit Einbeziehung der Nutzer_innen erfolgreich umgesetzt werden.

Beispiele für interessante, österreichische Projekte sind die Innovationslabore act4energy.at und greenenergylab.at. Auch im Bereich der Industrie gibt es vielversprechende Initiativen. Der Innovationsverbund New Energy for Industry (Nefi.at) und die Wasserstoff-Initiative (Wiva.at) sind gute Beispiele dafür. Wenn Österreich diesen Weg ambitioniert weiterverfolgt und die gemeinsamen Anstrengungen der öffentlichen Hand und der Wirtschaft weiter steigert, hat es die besten Chancen, sich als Innovation Leader im Bereich der Klima- und Energietechnologien zu positionieren.