ÖIAV-Exkursion zum Glasrecyclingbetrieb und zur Scherbenaufbereitung (Hohl- und Flachglas)

Firma Schirmbeck Ges.m.b.H., Strass bei 8472 Gersdorf/Mur, Freitag, 25.11.2022 (Bildquelle: Fa. Schirmbeck)

 

DI Otto Leibniz, OIAV Steiermark

Nach der Ankunft der Delegation des ÖIAV – Steiermark bei der Aufbereitungsanlage wurde uns vom Werksleiter, Herrn Helmut Streibl, das Unternehmen und
die verschiedenen Standorte vorgestellt. Nach Erläuterung der Bearbeitungsschritte des angelieferten Altglases, visuellen Eindrücken und ausführlichen Gesprächen traten wir mit neuen Erkenntnissen den Heimweg an, wo wir die Diskussionen bei einem Abschlussgetränk untereinander weiterführten. Namens des ÖIAV-Steiermark möchten wir uns für die kompetente Führung beim Werksleiter und der Geschäftsführung der Firma Schirmbeck Ges.m.b.H., Herrn Gf CEO Johann Schirmbeck, der unseren Besuch überhaupt erst ermöglich hat, sehr herzlich bedanken:

Die Firma Schirmbeck Ges.m.b.H. übernimmt an den fünf Standorten, Schierling, Immendingen und Mehlingen (Bayern), sowie Kraubath an der Mur und Strass/Gersdorf das Glasrecycling. Sie deckt damit einen großen Bereich in Süddeutschland und Österreich ab. Sie stellt dafür auch 85 Spezialfahrzeuge bereit, um die gesamte Verwertungskette von Altglas abzudecken. Drei österreichische Glaswerke recyceln Glasverpackungen: Vetropack Austria GmbH in Pöchlarn/Niederösterreich und Kremsmünster/Oberösterreich sowie Stölzle Oberglas GmbH in Köflach/Steiermark. Zum Erschmelzen von Glas aus Primärrohstoffen wird bis zu 25 % mehr Energie benötigt.

Die Firma Schirmbeck Ges.m.b.H. verfügt im Glasrecycling über langjährige Erfahrung und bereitet an allen fünf Standorten sowohl Hohlglas als auch Flachglas
professionell auf. Das derzeitige Volumen beläuft sich pro Jahr auf ca. 650.000 t Altglas. Hierfür sind mehr als 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Transport bzw. Sammlung, Trennung nach Sorten und Aufbereitung des Glases (Brechen und Säubern des Glases), Zwischenlagerung sowie Verkauf und Lieferung beschäftigt.


Altglas vor dem Sortierprozess (Bildquelle: Fa. Schirmbeck)

 

Um die Sortenreinheit der Glasscherben zu gewährleisten, wird das gesammelte Glas aufbereitet, bevor es erneut eingeschmolzen wird. Unter anderem werden in mehreren Schritten von Hand oder durch Maschinen Fremdstoffe entfernt, wie etwa in die Altglascontainer eingeworfener Abfall, Fremdstoffe wie Metall-teile (gehören zur Metallverpackung) oder Keramik/Porzellan sowie Glas in der falschen Farbe.

Ist die Sortenreinheit gewährleistet, lässt sich Glas beim sogenannten Bottle-to-Bottle-Recycling vollständig und ohne Qualitätsverluste recyceln – und zwar beliebig oft. Lässt sich die Sortenreinheit nicht (mehr) erreichen, werden andere Produkte wie beispielsweise Materialien zur Wärmedämmung, Glaswolle, aber  auch Schmirgelpapier oder Glasbausteine hergestellt.

 

Im Detail läuft die Altglasaufbereitung wie folgt ab:
1. Schritt: Förderband
Das mit Fremdstoffen versehene Altglas gelangt, getrennt nach Bunt- und Weiß-glas, per Förderband zur Sortierung.
2. Schritt: Überbandmagnet
Eisenhaltige Fremdstoffe werden von einem Überbandmagneten erfasst und ausgeschieden.
3. Schritt: Händische Sortierung
Händische Vorsortierung zur Entfernung von groben Verunreinigungen, wie:
* Restmüll
* PET-Flaschen
* Metallische Verunreinigungen
* Keramik/Steine/Porzellan (KSP)
* Fehlfarbige Glasteile bei der Aufbereitung von Weißglas
4. Schritt: Walzenglasbrecher
Im Walzenglasbrecher wird das Altglas auf die für die Sortierung optimale Korn-größe zerkleinert.
5. Schritt: Absaugsysteme
Anschließend werden lose Kontaminanten wie zum Beispiel Papiere, Schnüre, Etikettenreste mittels Absaugsystemen abgeschieden.
6. Schritt: Wirbelstromabscheidung
Nun werden Nichteisenmetalle (NE-Metalle) mittels Wirbelstromabscheidung entfernt. Beim Wirbelstromabscheider werden in elektrisch leitenden Teilen Wirbelströme induziert, deren Magnetfeld dem induzierenden entgegengerich-tet ist. Das Verhältnis Leitfähigkeit/Dichte bestimmt dabei den Abstoßungseffekt
7. Schritt: Sortiermaschine
Mittels sensorgestützter Sortiermaschinen werden Keramik- und Falschfarbteil-chen ausgeschieden. Dabei läuft der Materialstrom über eine geneigte transparente Glasrutsche, durch diese werden die Scherben mit dem Licht eines speziellen Farbspektrums durchleuchtet. Kameras nehmen die Transmissionsinformation auf, analysieren diese und steuern die auf den Ausblasleisten ange-brachten Blasdüsen spezifisch an. Abhängig von der Scherbengröße können auch mehrere Ventile zeitgleich angesteuert werden.
8. Schritt: Qualitätskontrolle
Bei der abschließenden Qualitätskontrolle wird das Altglas auf Verunreinigungen (noch nicht ausgeschiedene Keramik-, Metall-, Falschfarbteilchen) untersucht.


(Bildquelle: Fa. Schirmbeck)

 

9. Schritt: Produktion neuer Glasverpackungen
Das aufbereitete Altglas (siehe Bild) kann nun als Sekundärrohstoff zur Produk-tion von neuen Glasverpackungen verwendet werden.