Menschen und ihre Leistungen- Impulse für unsere Zukunft:

Im Gespräch mit Ulrike Andres zu den Themen „Klimaschutz, Energie, Katastrophenvorsorge“

Ulrike Andres
Ulrike Andres

Unternehmensberaterin bei Ulrike Andres International Consulting e.U.

Jahrzehnte lang in führenden Positionen in der internationalen Öl- und Gas-Industrie – in England, Frankreich, Brasilien, Tschechien, Deutschland, Italien, Schweiz und Österreich. 10 Jahre nach dem Abschluss der WU-Wien die erste Geschäftsführungsposition, in Prag. Sechs Sprachen fließend, weitere vier Sprachen Grundkenntnisse. Viel Einblick in weltbewegende Zusammenhänge und globale Notwendigkeiten, aber auch Herausforderungen und Chancen.

Faszinierend am Energiesektor in dieser Zeit waren die weltweiten Zusammenhänge und Abhängigkeiten; eine Branche, die vieles in der Welt ermöglicht und gesteuert hat. Auch wenn heute rückblickend so manches kritisch gesehen wird, hat die Verfügbarkeit von Energie zu einer Vervielfachung der Produktion, des Wachstums und Warenaustausches, der Einkommen, auch auf ärmeren Kontinenten geführt. Man konnte beobachten, wie Länder Chancen nutzten, andere nicht, und man sieht auch heute, wer die Zeichen der Zeit erkennt und wer nicht. Das ist die Weichenstellung für morgen. Vergleichen Sie Venezuela mit Norwegen, manche arabische Staaten mit Russland. Ziehen Sie ihre Schlüsse.

Das Umdenken ist seit Jahren voll im Gang. Eine durch regelmäßige Preisschwankungen zwangsweise hoch innovative und effiziente Branche steht nun vor existentiellen Herausforderungen. Dass die zunehmenden Naturkatastrophen von Menschen und deren extensivem Energieverbrauch verursacht sind, steht außer Zweifel. Was zu tun ist, haben wir als Menschheit erkannt und in zahlreichen Klimakonferenzen und Klimapapieren welt-öffentlich gemacht.

PV und Weide

nachgeführte PV Anlage ©Solon Hilber

PV Anlagen

PV Freifläche ©eco-tec.at Photovoltaics GmbH

Auch Großmächte wie USA und China engagieren sich zunehmend im Kampf gegen die Erderwärmung. Unsere Volkswirtschaften sind eng verknüpft, und die Zusammenhänge werden immer transparenter, die Betroffenheit als Politiker_innen und Wähler_innen nimmt zu. Die EU ist mit ihrer Verschärfung der Klimaziele – ‚Fit for 55‘ wieder einmal vorangegangen, also mit einer Verschärfung der Reduktionsziele auf -55 % unter das Niveau von 1990 bis zum Jahr 2030.  Und wir werden sehen, was Glasgow COP26 im November 2021 bringt, die Erwartungen sind hoch!

Naturkatastrophen als Hebel zu Lösungen! Trotz der erhöhten Anstrengungen bei der Reduktion der Treibhausgase werden extreme Wetterereignisse in den kommenden Jahrzehnten alle Menschen vermehrt betreffen, also überall wirken. Das schafft Awareness. Denn wir müssen die Klimaziele und die beschlossenen Maßnahmen unbedingt konkret umsetzen, regional angemessen, einschließlich eines globalen ökologisch aufgesetzten Wirtschafts- und Steuersystems. Kreislaufwirtschaft, die Reduktion des Verbrauchs, weniger Steuern auf die Arbeit, dafür höhere Steuern auf den Ressourcenverbrauch, Energie und Primärstoffe. Dann werden wir gegen Mitte dieses Jahrhunderts die einmalige Chance haben, das Klima wieder zu stabilisieren, wenn auch auf einem höheren Niveau.

Gesetze und Anreize, sanfter Druck…. von Fall zu Fall überdenken, was besser wirkt.

Push and Pull, wohl ausgewogen, damit es angenommen wird.

Permanentes Nudging, immer in die richtige Richtung anstoßen.

Tröstlich und motivierend ist, dass der jüngste Klimabericht bestätigt, dass es ist noch nicht zu spät ist, wenn wir es jetzt ernstnehmen und wirklich etwas tun, und zwar alle. Fossile Rohstoffe als Feedstock für die chemische Industrie bewahren, anstatt sie nur zu verbrennen. Die Viehzucht umstellen, um das gefährliche Methan einzudämmen. Den Wert regional produzierter Lebensmittel erhöhen, den Fleischkonsum einschränken, Verschwendung bekämpfen. Personenverkehr und Gütertransport auf die Bahn bringen. Da könnte die EU wieder Vorreiterin sein.

Ab Mitte des Jahrhunderts könnten wir also die CO2 Sättigung wieder reduzieren. Da ist der Faktor Methan miteingerechnet. Die Energieversorgung der Welt wird sich dann aber grundlegend geändert haben müssen. Sonne, Wind, Wasserstoff, dezentrale Mikrolösungen mit Erdwärme, Kleinwasserkraft, Gezeitenkraftwerke, … und vor allem Energieeffizienzsteigerungen, also viel weniger Einsatz bei gleichem Output. Manches hat sich heute schon geändert. Viele innovative, kreative Ideen und neue technologische Entwicklungen werden noch folgen, das schafft Zuversicht!

Unsere Lebensweise muss sich grundlegend ändern. Im Kleinen gehen wir mit kleinen Maßnahmen voran, und erziehen unsere Kinder auch in diesem Geist. Doch auch wenn jede Kleinigkeit zählt, müssen wir im Großen agieren – die Bodenversiegelung zurückdrehen, unsere zu Tode gemähten Grünanlagen anders gestalten und pflegen, unsere betonierten und regulierten Gewässer zurückbauen.

Von Technik und Naturwissenschaften dürfen wir viel Spannendes erwarten. Artificial Intelligence wird Prozesse revolutionieren, überlagert mit Hirnforschung, Bionik, und vielen anderen Forschungsbereichen werden neue Kombinationen an kreativen Lösungen entstehen, an die wir heute noch gar nicht denken. Unzählige Berichte, Pläne, Programme und Schriften, national und international, weisen Wege. Konsequent gehen müssen wir sie, und immer wieder neuen Erkenntnissen anpassen.

Empfohlene Literatur:

Publikationen der IEA, World Bank, COP26, DG ENER (EU Commission)

Österr. Klima- und Energieplan

Umsetzungspläne der Bundesländer