Menschen und ihre Leistungen- Impulse für unsere Zukunft:

Im Gespräch mit Tina Krischmann zu den Themen „Klimaschutz, Energie, Katastrophenvorsorge“

Tina Krischmann
Tina KrischmannBIM Operation Director bei ODE office for digital engineering

©Farbraum Wien

Man kann sich nur vorm Klima schützen, wenn man das Klima schützt.

Der Satz sagt alles!

Wir schauen immer aufs Große. Dabei fängt es im Kleinen an. Was kann man selbst tun? Auch wenn es nur geringe Auswirkungen hat, ist es dennoch wichtig. Denn dadurch wird man täglich daran erinnert, dass es das Thema gibt, und man nimmt es zunehmend ernst, im Beruf, im privaten Leben.

Als Architektin ist man ursächlich mit dem Thema konfrontiert. Planung und Bau betreffen Zersiedelung und Bodenversiegelung, Umgang mit Baustoffen, Emissionen, Luftqualität, Wasser- und Bodenressourcen, etc. Die Stadtplanung ist schon seit geraumer Zeit in einem Paradigmenwechsel zum Besseren – bei neuen Quartieren suchen wir den Ausgleich zwischen Ökologie und Ökonomie, zwischen Natur und Bauten. Wir sehen hochinteressante Beispiele in Paris, in Barcelona mit den Superblocks oder in New York beim Masterplan von BIG aus 2013.

Stadtplanung und Architektur fußen immer auf dem Dreibein der Nachhaltigkeit: Ökonomie, Ökologie und Sozialität. Dass die Ökonomie den entscheidenden Faktor darstellt, ist jedem bewusst. Aus der Sicht des Klimaschutzes und der sozialen Struktur einer Stadt ist das eher fatal. Viele Projekte werden als nicht leistbar betrachtet, obwohl wir uns einige davon leisten sollten.

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© BIG (2013), The BIG U > https://big.dk/#projects-hud

Es ist gut, wenn wir uns vorbereiten, z.B. mit steigendem Wasserspiegel zu leben. Es wird wahrscheinlich schneller gehen, als wir wahrhaben wollen. Wir dürfen uns aber nicht auf Utopien verlassen. Wir müssen kurz- und mittelfristig konkrete, wirksame Lösungen entwickeln. In den Niederlanden ist es sicher jedem bewusst, dass „abwarten“ keine Lösung darstellt.

Als Architektin in der Digitalisierung von Planen, Bauen und Betreiben, im Building Information Modeling (BIM), kennt man auch Lösungsansätze. Die Digitalisierung kann uns zu besseren Lösungen verhelfen, da wir mit großen Datenmengen umgehen und vorausplanen können. Der größte Hebel der Digitalisierung ist vielleicht die Simulation zur Optimierung. Wir sind schon heute in der Lage, in digitale Modelle eine Vielzahl unterschiedlichster Parameter (Material, Energie, Ressourcenverbrauch, Standfestigkeit, Dauerhaftigkeit, Wartungsanfälligkeit, etc.) einzugeben und zu validieren, sodass wir Optima aus einem komplexen System von Zusammenhängen erkennen können.

Aber es sind nicht nur immer nackte Zahlen. Wir müssen auch kreativ sein mit vorhandenen Ressourcen. Wir müssen Lösungen aus dem schöpfen, was wir haben und Informationen nützen, die wir heute schon haben; und das sind ungemein viele, wenn wir sie sinnvoll über den Lebenszyklus von Planen, Bauen und Betreiben einsetzen. Digitale Information geht schließlich nicht verloren und entfaltet den größten Nutzen im Betrieb – der Hauptposten im Lebenszyklus der Bauwerke.

Nutzung und Betrieb zu simulieren und optimieren, mit allem Respekt vor sozialen und ökologischen Aspekten muss unser Ziel in Architektur, Stadtplanung und Regionalentwicklung sein. Die Digitalisierung gibt uns die Möglichkeit an die Hand.