Menschen und ihre Leistungen- Impulse für unsere Zukunft:

Im Gespräch mit Klaus Kogler zu den Themen „Klimaschutz, Energie, Katastrophenvorsorge“

Klaus Kogler
Klaus Kogler

Head of Unit, Innovative Building Services Engineering and RTD Services, bei Clean Energy Solutions

Das entscheidende Thema ist Wirtschaft gegen Umwelt, Ökonomie gegen Ökologie. Sofern wir rasche und nachhaltige Veränderungen anstreben, um diese Themen gleichberechtigt bestehen zu lassen. Das verfügbare Einkommen privater Haushalte könnte durch Maßnahmen zur Gegensteuerung im Sinne des Klimaschutzes reduziert werden. Je rascher man einen Umschwung von klimaschädigenden Maßnahmen, zu klima-neutralen vollziehen möchte, desto größer scheint das Risiko zu sein, private Haushalte finanziell zu belasten, oder sogar zu überlasten. Wenn man also zeitnah, rasch Änderung bewirken möchte, braucht es neben sinnvollen, starken Regulativen der öffentlichen Hand, vorab bereits wirtschaftliche Maßnahmen, welche diesen Wandel tragen. Ein sozial verträglicher Weg scheint wichtig zu sein, um die nötige Unterstützung der Bevölkerung für einen solchen Wandel – zur Klimaneutralität – zu schaffen.

In der Technologie liegt diese Herausforderung nicht. Sie wird Lösungen beisteuern. Vor allem längerfristig. Aus Forschung und Entwicklung werden sich radikal neue Technologien ergeben. Vorrangig handelt es sich um ein weltweites soziales Thema. Unsere globalen Systeme laufen in eine falsche Richtung und sind sehr träge. Das Klima ist ein globales Thema und es macht indirekt Ungleichheit, prioritär wirtschaftliche Interessen, etc. sichtbar, vorausgesetzt man wagt es hinzusehen. Langfristig regulieren sich Ökosysteme von selbst, wenn auch manchmal unter katastrophalen Bedingungen.

Damit ist grundsätzlich alles gesagt. Alles andere sind Details, die wir nur sehr zum Teil kennen. Erst Künftige Generationen werden diese erfahren.

Als Vorbild bräuchte es ein paar Regionen, die neue, nachhaltige Energie- und Wirtschafssysteme zeigen und leben. Solche sind mir bis dato leider nicht bekannt. Europa ist wirtschaftlich stark von der Autoindustrie geprägt und dies macht systematisch radikale Veränderungen nicht leichter. Dabei läge gerade in der Mobilität ein großer Hebel für echte Umstellungen unseres Lebens. Wie wir uns bewegen bestimmt unseren Radius, im Alltag und dadurch unsere Denkmuster. Es wäre eine Chance, Vorzeigeregionen im Sinne einer Net-Zero Carbon Kreislaufwirtschaft zu etablieren. Mit einem kleinen täglichen Mobilitätsradius, und einem großen nach Wunsch und Bedarf (ebenso umweltfreundlich und wirtschaftlich vertretbar). Ohne zusätzliche Steuern und Abgaben für private Haushalte, dafür eventuell mit einem Grundeinkommen.

Warum setzen wir bei der Energie nicht mittelfristig mehr auf Erdgas? Man könnte die Erdgasinfrastruktur nutzen, um einen Anteil Wasserstoff beizumengen. Mit einer solchen Sektor-Koppelung könnten Stromspitzen aus erneuerbaren Energien abgefedert werden und im Umkehrschluss der Anteil der erneuerbaren Energieträger am Energiemix erhöht werden. Warum wird der Wasserstoff vernachlässigt? Eine Reihe übertrieben kommunizierter Sicherheitsbedenken, welche Fortschritt in diesem Bereich verhindern. Auch mit der Abwärme von Brennstoffzellen lassen sich Häuser heizen.

Mehr von der Natur abschauen. Bionik öffnet uns neue Wege, nachwachsende pflanzliche Rohstoffe könnten kurz-, bis mittelfristig viele Bedürfnisse des modernen Alltags abdecken. Aber auch Kernfusion könnte eines Tages einen wesentlichen Beitrag zur Energieversorgung leisten. Die heutige Nukleartechnologie dagegen ist risikobehaftet und damit eine unvertretbare Technologie.

Wir brauchen neue Denkschulen und neue wirtschaftliche Wachstumsmodelle. Ohne wirtschaftliches Wachstum wird es schwer werden, vorherrschende soziale Ungerechtigkeiten zu reduzieren und gleichzeitig den Klimaschutz zu forcieren. Ein gutes Gegenmodell ist mir bis dato nicht bekannt. Warum darf ein Schnitzel aus nachhaltiger Landwirtschaft, mit Methan reduzierter Rinderzucht, nicht 2 Euro mehr kosten? Wenn man die Wichtigkeit begreift und den Wert erkennt, würden wir bereit sein es zu zahlen. Von Verzicht ist nicht die Rede. Wissen Sie, was Ihr Handy, Ihr Auto, Ihre Waschmaschine mit App-Steuerung alles kann? Werden alle in den Konsumgütern vorhandenen Anwendungen und Funktionen tatsächlich in der möglichen Form benötigt? Wo bleibt der Beitrag des Produktmarketings zum Klimaschutz?! Aus meiner Sicht ist dieser Bereich weiterhin und überwiegend unreguliert, trotz des sehr großen Einflusspotentials.

Zu Katastrophen habe ich einen aktuellen, sehr persönlichen Bezug. Verwandte in Deutschland haben ihr Haus und alle Habe binnen weniger als einer halben Stunde in einem 8m hohen Hochwasser verloren. Aber sie sind noch am Leben. Ihr Haus hatte dank des Kellers gehalten, bis sie über eine Dachluke gerettet werden konnten. Nachbarhäuser ohne Keller wurden weggeschwemmt, teils ohne Überlebende.

Dabei sind diese noch gar nicht jene Naturkatastrophen, die große systematische Veränderung bringen. Hier gibt es Hilfe, Versicherungen, gesellschaftlichen Zusammenhalt, Rettung durch ein funktionierendes Gemeinwesen.

Mit steigender Belastung des Weltklimas, mit steigender Bevölkerungszahl, mit steigendem Bedarf an natürlichen Ressourcen werden aktuell kleinräumige Katastrophen größere Dimensionen erreichen. Reduktion der weltweiten sozialen Ungleichheit ist ein wesentliches Element zur Vermeidung großer Katastrophen. Ansonsten wird es Hilfe, Versicherungen, Zusammenhalt und Gemeinwesen in der gewohnten Form nicht mehr geben.

Ökosysteme regulieren sich von selbst. Es liegt an uns eine ökosoziale Marktwirtschaft einzufordern, mit mehr Chancengleichheit innerhalb klar definierter Rahmenbedingungen. Entweder wir handeln dementsprechend aus Überzeugung in unserem täglichen Alltag oder indirekt über die von uns gewählten Politiker. Den Vertretern der G20 Länder kommt hierbei eine besondere Verantwortung zu, nachdem diese wirtschaftspolitische Maßnahmen global bestimmen können.