Im Gespräch mit Christina Grießler über Erneuerbare Energien und Photovoltaik

Christina Grießler
Christina Grießler

Projektentwicklerin bei Wien Energie GmbH

Seit mehr als drei Jahren sind Sie in der Projektentwicklung im Bereich Photovoltaik tätig. Welche technischen Innovationen werden wir hier in naher Zukunft sehen?

Die Forschung beschäftigt sich aktuell sehr intensiv mit unterschiedlichen innovativen Lösungen, wie beispielsweise PV integriert in Lärmschutzwänden, PV-Klebefolien oder auch schwimmenden PV Modulen. Auch spezielle Leichtmodule, die sich besonders gut auf Dächern mit schwierigen statischen Voraussetzungen einsetzen lassen, werden entwickelt. Vereinzelt wurden derartige Projekte bereits in Österreich umgesetzt, einige davon scheitern jedoch an den hohen Kosten. Das neue EAG, das Erneuerbaren Ausbau Gesetz, sieht für viele dieser innovativen Photovoltaikanlagen eine spezielle Förderung vor. Ich hoffe, dass dies die Integration der Erzeugung von sauberem Strom in die verschiedensten Bereiche unseres Alltags beschleunigen wird.

Welche Maßnahmen sollten ergriffen werden, um die Akzeptanz der Photovoltaik in der Bevölkerung zu erhöhen und unabhängiger von konventionellen Energieversorgern zu werden?

Seitens der Bevölkerung gibt es oft die Bedenken, dass durch Photovoltaik Flächen versiegelt, Tiere aus ihren Lebensräumen vertrieben oder schlichtweg Landschaften zerstört werden. Hier sehe ich besonders die Politik in der Pflicht Aufklärungsarbeit zu leisten, um ein Umdenken einzuleiten. Denn Photovoltaikanlagen versiegeln keine Flächen, ganz im Gegenteil: Der Boden unter den Modulen revitalisiert sich über die Zeit und ist auch für Kleintiere zugänglich. Dadurch entstehen einzigartige Biotope. Nach 20-25 Jahren können die Anlagen außerdem wieder rückstandslos abgebaut werden.

Ein wichtiges Thema in diesem Zusammenhang ist auch die Sichtbarkeit der Anlagen. Das aktuelle Credo bei der Bewilligung von PV-Kraftwerken scheint zu lauten: „Je weniger man sieht, desto besser.“ Die Sichtbarkeit und Integration in unser tägliches Umfeld würde jedoch die Akzeptanz in der Bevölkerung erhöhen. Konventionelle Kraftwerke stellen sich in der Regel sehr präsent im Landschaftsbild dar. Bei erneuerbaren Energien wird hingegen zwanghaft versucht, sie zwischen Autobahnen, Einkaufszentren oder Industriegebieten zu verstecken. Das muss sich dringend ändern.

Lassen Sie uns einen Blick in die Zukunft werfen. Wie stellen Sie sich unsere Welt im Jahr 2030 im Hinblick auf die Energiewende vor?

Bis zum Jahr 2030 sollte es uns gelingen, den Gesamtstromverbrauch bilanziell zur Gänze aus erneuerbaren Energiequellen decken zu können. Dazu braucht es sowohl den ehrlichen politischen Willen, aber gleichzeitig auch das Engagement und Verständnis jedes und jeder einzelnen Österreicher:in. Förderungen sind in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiges Werkzeug und sicher auch das umstrittene Thema der CO2-Besteuerung.