Menschen und ihre Leistungen- Impulse für unsere Zukunft:

Im Gespräch mit Christian Pillwein zu den Themen „Klimaschutz, Energie, Katastrophenvorsorge“

Christian Pillwein
Christian PillweinBuilding- And Infrastructure Automation bei Beckhoff Automation

Mein persönlicher Zugang ist ein sehr naturbezogener. Als Naturmensch bin ich zu allen Jahreszeiten hier in Vorarlberg sehr viel auf den Bergen und im Sommer auch als Kite-Surfer öfters am Meer. Die Welt hat noch immer viele Oasen, an denen der Klimawandel noch nicht so offensichtlich ist. Aber gerade letzten Sommer hat man speziell in den Städten gemerkt, wie die Lebensqualität während einer Hitzeperiode abnimmt und die durchgängige Bodenversiegelung eine Nachtabkühlung verhindert. Wir haben Handlungsbedarf ohne Ende.

Digitalisierung und Automatisierung bieten neue Chancen dem Raubbau an unserem Planenten entgegenzuwirken, wenn wir Technik und Technologien sinnvoll einsetzen. Der sinnvolle Einsatz von Technik und Technologien unterstützt den Alltag des Menschen und ist Mittel zum Zweck – „Digitalisation by Design follows Sustainability“. Der sinnvolle Einsatz von neuen Technologien hat speziell in der der Bau- und Immobilienwirtschaft noch sehr viel Luft nach oben. Beginnend beim grundsätzlichen Mindset für Veränderungen gepaart mit dem notwendigen Grundverständnis für Digitalisierung können Planungsprozesse optimiert, die Ausführung effizienter und der Betrieb von Immobilien und Infrastrukturen nachhaltiger gestaltet werden. Das Ergebnis würden lebenswerte Städte sein, die auch die Anforderungen von morgen erfüllen. Die Technologien sind verfügbar, aber das alleine genügt nicht. Wir müssen schon bei der Ausbildung sensibilisieren und beginnen, komplexe Zusammenhänge, die letztendlich zu Ressourcenverschwendung und Klimawandel führen, verständlich zu machen. Gefordert sind ganzheitliche branchenübergreifende Lösungen, die Ressourceneffizienz und eine lebenswerte Umwelt zum Ziel haben. Dabei darf es aber nicht so sein, dass unsere Versorgungssicherheit zulasten anderer Völker und Kontinente geht. Hier müssen wir ansetzen.

Quelle Beckhoff Energiemessung

© Beckhoff Energiemessung

Natürlich ist es ein hochpolitisches Thema in unserer global vernetzten Welt, dass unterschiedliche Regime sehr unterschiedlich mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir alle auf ein und demselben Planeten leben. Es wird nicht reichen, wenn wir in Europa ambitionierte Klimaziele verfolgen und unsere Probleme auf andere Teile unseres Planenten verschieben. Hier kann man nur hoffen, dass ein sorgsamer Umgang mit der Umwelt weltweit zur Selbstverständlichkeit wird. Wir sind grundsätzlich auf dem richtigen Weg, wenn auch vieles schneller und besser gehen könnte.

Nachhaltigkeit passiert nicht von selbst, sondern sollte von jedem einzelnen gelebt werden.  Der bewusste Umgang mit Luft, Energie, Wasser und Abfall ist essentiell und bildet die Grundlage unseres Lebens.  Um unser System aufrecht zu erhalten, brauchen wir Energie. Die Frage nach der Energieform der Zukunft ist wohl noch offen. Ein kluger Mix aus den bekannten erneuerbaren Energieformen zeichnen sich als mögliche Zukunftslösungen ab, die mit noch eher unbekannten organischen Energieformen ergänzt werden. In der Energieforschung werden die auf den heutigen Wissensstand basierenden, physikalischen und chemischen Energieerzeugungs- und Speichermöglichkeiten täglich besser, aber die Aufgabenstellung, die dafür verwendeten Materialien in einen durchgängigen und konsequenten Cradle to Cradle Prozess zuzuführen, hat noch enormes Entwicklungspotential. Dabei können wir von den Wechselwirkungen der Natur noch viel lernen, sie zeigt uns wie man es richtig macht.

Dezentrale Energieversorgung und Netzwirkung sind überlebenswichtig für unsere langfristige Versorgungssicherheit und Katastrophenvorbeugung. Mit Katastrophen meinen wir zunächst Naturkatastrophen und sie werden mehr. In Katastrophenfällen, die bereits vermehrt stattfinden, versteht man am besten, dass wir auf dem Planeten Erde nur zu Gast sind. Naturkatastrophen zeigen nur allzu oft die Verletzlichkeit unserer gebauten Systeme, die wir für unser modernes Leben benötigen. Wenn diese Systeme zerstört werden, kommt es rasch zu einem Zusammenbruch von Lieferketten, Energieversorgung und unserer gesellschaftlichen Existenz. Neue resiliente Konzepte steigern die Versorgungssicherheit und schützen unsere komplexen Systeme. Das Arbeiten mit der Natur und nicht dagegen ist der Schlüssel zu einer starken und resilienten gebauten Umwelt.

Technik und Naturwissenschaften sind weit entwickelt. Das Verständnis für die Natur und die Zusammenhänge zwischen Natur und Gesellschaft ist fundamental für den vernünftigen Einsatz von Technik. In Bezug auf unsere kapitalistische Konsumgesellschaft wird Verzicht bis zu einem gewissen Grad notwendig sein. Versteht man die Auswirkungen unseres heutigen Hungers nach immer mehr und die Zusammenhänge der Auswirkungen, wird der Verzicht nicht mehr als Verzicht empfunden werden.

„Man will nicht auf so viel verzichten, ohne zu erfahren, wie wenig man verliert.“ (Otto Schenk)