BIM Talk Kärnten

Volker Bidmon

Die Digitalisierung hat mittlerweile alle Lebensbereiche erfasst, sowohl privat als auch beruflich. Die Kärntner Straßenbauverwaltung war bisher im Zuge der Projektarbeit (Ausschreibung, Planung, Abrechnung etc.) im Bereich der IT intensiv mit den neuesten Technologien beschäftigt und es werden in den Straßenbauabteilungen der Länder immer mehr Arbeitsabläufe durch eine Umstellung auf eine digitale Arbeitsweise verbessert.

Im April dieses Jahres lud die Straßenbauabteilung des Landes Kärnten zur Veranstaltung „BIM Talk Kärnten“ ein. Diese Fachveranstaltung vermittelt durch Vorträge zu BIM-Projekten aus den verschiedenen Bundesländern, Diskussionsbeiträge von Vertretern der ASFINAG, der ÖBB, buildingSMART, Flughafen Wien, etc. neueste Erkenntnisse und Erfahrungen zum Thema BIM und diente als Abstimmung bzw. Erfahrungsaustausch. Trotz strenger COVID-Auflagen war es möglich eine gute Netzwerk- bzw. Stakeholder-Veranstaltung in Kärnten abzuhalten, bei der rd. 50 Teilnehmer_innen via Skype und rd. 15 Teilnehmer_innen vor Ort anwesend waren.

Einhelliger Tenor war, dass sich die Länder bzw. die Straßenbauabteilungen bemühen betreffend BIM Akzente zu setzen und neue Technologien in bisherige Strukturen einfließen zu lassen. Wichtig dabei ist, dass die Infrastrukturbranche von Bund und Land gemeinsam mit ASFINAG und ÖBB an einem Strang zieht und das Thema Open Bim weiterentwickelt. Auch in der Landesverkehrsreferentenkonferenz haben die Länder Kärnten, Steiermark und Niederösterreich beschlossen, sich diesem Thema vertieft zu widmen und eine länderübergreifende Abstimmung zu realisieren. Als nächsten Schritt werden gemeinsame Schulungen bzw. Fortbildungen geplant.

Die Veranstaltung stand in der guten Tradition der Plattform 4.0, im Rahmen derer nun die „Arbeitsgruppe Öffentlicher Auftraggeber“ in ganz Österreich wirkt. Hier werden Aktivitäten abgestimmt und Interessen gebündelt, um BIM und Digitalisierung von Planen, Bauen und Betreiben sinnvoll voranzutreiben. Das BMK hat dafür dem OIAV eine Förderung zugesprochen und engagiert sich aktiv.

BUILDING INFORMATION MODELING (BIM)

Die Straßenbauabteilung des Landes Kärnten versucht im Bereich der übergreifenden vernetzten Planung am Stand der Technik zu sein. Es geht darum, fachübergreifend und abgestimmt für ein Straßenbauprojekt (Vermessung, Bodenmechanik, Betonbau, Abrechnung, Geländemodell, digitaler Zwilling) die Planung zu erstellen. Kommt es zu Änderungen in der Planung, so wird diese Änderung direkt an der Projektdatei, dem Modell vorgenommen. Damit können Änderungen umgehend analysiert werden und Neuberechnungen sofort vorgenommen werden. Aufbauend darauf können wesentliche Parameter wie Konstruktionshöhe etc. umgehend evaluiert werden. Änderungen sind für alle Beteiligten sowohl als Zeichnung als auch als Datenpaket verfügbar.

Wenn das fertiggestellte Bauwerk im BIM erstellt wurde, erwarten sich die Bauherren auch Vorteile in der langfristigen Erhaltung. Das bedeutet, in der Bauwerksprüfung wird unter Heranziehung einer Datenbasis (ursprüngliche Daten) eine ständige Aktualisierung und Synchronisierung vorgenommen.

Unter Auftraggeber-Informations-Anforderungen (AIA) wird in der BIM-Arbeitsweise die Summe aller inhaltlichen Festlegungen verstanden, die ein Bauherr von seinen Auftragnehmern einfordert. Es findet damit eine Zieldefinition statt. AIAs bilden die inhaltliche Grundlage eines BIM-Abwicklungsplans.

Eine weitere Stufe der BIM-Methode ist der digitale Zwilling. Mit dem digitalen Zwilling wird ein Abbild der Realität erzeugt und dynamisch weiterentwickelt. Vereinfacht kann von einem ursprünglichen Objekt, einem virtuellen Objekt und einer Verknüpfung beider Objekte gesprochen werden. Mit Daten aus der physischen Bauumgebung ermöglicht ein digitaler Zwilling sodann eine verbesserte Entscheidungsfindung.

Aktuelle BIM-Projekte

  • B 95 Turracherstraße, Wölfnitzbachbrücke:

Die Wölfnitzbachbrücke wird als reine Stahlbetonbaubrücke projektiert. Die Erstellung des digitalen Zwillings für die neue Brücke (inklusive Bewehrung) ist – unter Berücksichtigung des abzutragenden Altbestands, des Geländes und der Straßenplanung – abgeschlossen. Die AIA, der Bauteilkatalog und die Bauteildefinitionen wurden erarbeitet. Auf Basis des 3D- Modells wird nun die Massenermittlung und Ausschreibung vorbereitet. Abgerechnet wird diese Brücke konventionell und mittels digitalen Zwillings, um am Ende eine Gegenüberstellung der Abrechnung zu ermöglichen und dadurch neue Erfahrungen und Erkenntnisse zu gewinnen.

  • L14 Sachsenburger Straße, Obere Draubrücke:

Die bestehende Brücke wird abgebrochen und durch eine neue Stahlbau- Brücke ersetzt. Das Projekt soll mit BIM geplant und abgewickelt werden. Zurzeit

befindet sich das Projekt in der Einreichphase und im straßenrechtlichen Bewilligungsverfahren. Im Zuge dieser Projektentwicklung erfolgte auch ein reger Erfahrungsaustausch mit der Stahlbauverband-Arbeitsgruppe „BIM“.

Ein weiteres Projekt wird aktuell mit der ÖBB umgesetzt und zwar das Projekt B 91 Loiblpaß Straße, Knoten Lambichl (SBA Klagenfurt). Im Zuge der Errichtung des ÖBB-Projekts “Bahnhof mit Park & Ride Plätzen Lambichl“ findet auch eine Adaptierung des Verkehrsknotenpunkts B 91, Lambichl statt; auch dieses Projekt wird als BIM-Projekt realisiert.

Im Bereich der L 33 Kreuzner Straße wurden im Rahmen eines Straßenbauprojektes folgende Tätigkeiten mit der BIM-Methode erarbeitet: 3D-Geländeaufnahme mittels Drohnenflug, Erstellung der Massenermittlung und Ausschreibung auf Grundlage des digitalen Zwillings und nochmaliger Drohnenflug nach Baufertigstellung als Basis für die Abrechnung und einer Gegenüberstellung der 3D-Geländeaufnahmen.

Die Straßenbauabteilung des Landes Kärnten beteiligt sich zudem an diversen BIM-Arbeitsgruppen (FSV-Österreichische Forschungsgesellschaft Straße – Schiene – Verkehr, TU Wien etc.), die einen bundesweiten, aber auch einen darüberhinausgehenden Austausch und damit eine stetige Weiterentwicklung in der Sache ermöglichen.

Volker Bidmon, Landesregierung Kärnten