Rolle der Digitalisierung bei der ökologischen Wende

Europa will bis 2050 klimaneutral sein

Alfred Waschl

Die Immobilienbranche steht in einer besonderen Verantwortung. Folgt man den Darstellungen der EU Kommission (Quelle EU Arbeitspapier 2017), ergibt sich folgender jährlicher Investitionsbedarf für Klimaschutz von 2021 bis 2030 in der gesamten EU:

  • Wohnimmobilien 120 Mrd. €
  • Energienetze & Kraftwerke 40 Mrd. €
  • Transport 20 Mrd. €
  • Sonstige Immobilien 75 Mrd. €

Immobilien sind in Europa für rund 40% des Energieverbrauches verantwortlich. In den DACH Ländern kann man davon ausgehen, dass 70% der existierenden Gebäude vor 1979 errichtet wurden. Diese Gebäude sind klimaineffizient. Der deutsche Mieterverband verweist bei Wohnimmobilien darauf, dass es 2018 im Schnitt € 323.- pro Quadratmeter gekostet hat, einen Altbau energetisch auf den Minimalstandard für Neubauten umzurüsten. Bislang wurden ca. 0,9 % des Bestandes jährlich saniert.

Alfred Waschl buildingSMART Austria

Alfred Waschl, Vorstandssprecher buildingSMART

Der digitale Zwilling bietet einen Weg,

  • Transparenz der Kosten und des Projektfortschrittes zu ermöglichen
  • Kollaboration mit Kunden, Dienstleistern und Lieferanten durchzuführen
  • Knowledge Management zu betreiben
  • Simulationen des Bauablaufes bzw. der Medienverbräuche zu machen
  • Risikomanagement aufzusetzen
  • Kennzahlen für alle Managementebenen bereit zu haben
  • Berichtswesen auf die Zukunft auszurichten.

Im digitalen Zwilling lassen sich eine Vielzahl von Projektparametern erfassen und deren Abhängigkeit zueinander analysieren. Ein Projekt-Scoring erlaubt die Bewertung eines Projektes und über cloudbasierte Analytics und Machine Learning Algorithmen können Wahrscheinlichkeitsaussagen über potenzielle Fehlentwicklungen und Projektrisiken getroffen werden. Der digitale Projektzwilling bringt erstmals technische (auch im Sinne Nachhaltigkeit) und finanzielle Kompetenz auf eine Plattform. Die Aufgabe des digitalen Zwillings kann nur dann erfüllt werden, wenn statt des bisher üblichen Sägezahnprofils des Datenbestandes eine Datendurchgängigkeit in allen Projektabschnitten gewährleistet ist. Die dafür nötige Standardisierung ist der wesentlichste Schritt der digitalen Transformation der Immobilienbranche.

Um die erforderliche Datendurchgängigkeit zu erreichen, ist die Methodik BIM (das Modell) als Single Source of Truth (SSOT) von allen Fachplanern zu nutzen. Alle Planungen von Teilmodellen fließen während des integralen Prozesses, bei dem klare Regeln und Randbedingungen fixiert sind, in das SSOT ein.

Die Realisierung eines digitalen Zwillings ist für ein Unternehmen keine Sache von heute auf morgen. Er ist auch keine Entscheidung auf Mitarbeiterebene.

Viel mehr sind die Führungskräfte der gesamten Immobilienbranche gefordert, die Mitarbeiter für die BIM-Methodik zu begeistern, ihnen eine Lernkurve zu erlauben und das interne Projekt „BIM“ zu führen.